Fettsucht, medizinisch als Adipositas bezeichnet, ist eine chronische Erkrankung, die durch eine übermäßige Ansammlung von Körperfett charakterisiert ist. Die Diagnose erfolgt hauptsächlich über den Body-Mass-Index (BMI), der das Verhältnis von Körpergewicht zur Körpergröße beschreibt. Nach WHO-Klassifikation liegt Übergewicht bei einem BMI von 25-29,9 kg/m² vor, während Adipositas ab einem BMI von 30 kg/m² diagnostiziert wird. Schwere Adipositas beginnt bei einem BMI von 35 kg/m².
In Österreich sind etwa 17% der Erwachsenen von Adipositas betroffen, wobei die Prävalenz in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich angestiegen ist. Männer sind häufiger betroffen als Frauen, und das Risiko steigt mit zunehmendem Alter.
Die Entstehung von Adipositas ist multifaktoriell bedingt. Genetische Veranlagung spielt eine wichtige Rolle, wobei etwa 40-70% der Gewichtsvariation auf erbliche Faktoren zurückzuführen sind. Lifestyle-Faktoren wie unausgewogene Ernährung mit hoher Kalorienzufuhr, Bewegungsmangel und veränderte Essgewohnheiten tragen maßgeblich zur Entwicklung bei.
Adipositas erhöht das Risiko für zahlreiche schwerwiegende Erkrankungen erheblich. Diabetes mellitus Typ 2 entwickelt sich bei adipösen Personen bis zu siebenmal häufiger als bei normalgewichtigen Menschen. Das Herz-Kreislauf-System wird durch erhöhten Blutdruck, Arteriosklerose und koronare Herzkrankheit belastet, was das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall drastisch erhöht.
Der Bewegungsapparat leidet unter der mechanischen Belastung durch das Übergewicht. Knie- und Hüftgelenke sind besonders betroffen, was zu schmerzhafter Arthrose führt. Das Schlafapnoe-Syndrom tritt bei schwerer Adipositas in bis zu 70% der Fälle auf und kann zu gefährlichen Atemaussetzern während des Schlafs führen.
Die psychischen Auswirkungen von Adipositas sind nicht zu unterschätzen. Betroffene leiden häufig unter vermindertem Selbstwertgefühl und sozialer Stigmatisierung im beruflichen und privaten Umfeld. Diese Belastungen können zu Depressionen, Angststörungen und sozialem Rückzug führen, was einen Teufelskreis aus emotionalem Essen und weiterer Gewichtszunahme verstärken kann.
In Österreich stehen mehrere verschreibungspflichtige Medikamente zur Behandlung von Adipositas zur Verfügung. Orlistat (Xenical, Alli) hemmt die Fettaufnahme im Darm und reduziert die Kalorienaufnahme um etwa 30%. Das Präparat wird dreimal täglich zu den Hauptmahlzeiten eingenommen. Liraglutid (Saxenda) ist ein GLP-1-Rezeptoragonist, der das Sättigungsgefühl verstärkt und die Magenentleerung verlangsamt. Es wird einmal täglich subkutan injiziert. Die Naltrexon/Bupropion-Kombination beeinflusst Hungergefühl und Belohnungssystem im Gehirn.
Die Kostenübernahme durch österreichische Krankenkassen erfolgt meist nur bei einem BMI über 30 kg/m² und zusätzlichen Risikofaktoren. Eine vorherige Bewilligung ist in der Regel erforderlich.
Zahlreiche rezeptfreie Produkte können unterstützend wirken. Chitosan-Präparate binden Nahrungsfette, während Grüntee-Extrakte den Stoffwechsel anregen können. Ballaststoff-Kapseln und Sättigungskapseln mit Quellstoffen wie Glucomannan verstärken das Sättigungsgefühl durch Volumenerweiterung im Magen.
Bei der medikamentösen Therapie sind folgende Punkte zu beachten:
Kontraindikationen wie Schwangerschaft, schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Essstörungen müssen vor Therapiebeginn ausgeschlossen werden.
Eine nachhaltige Gewichtsreduktion erfordert eine grundlegende Umstellung der Ernährungsgewohnheiten. Kalorienreduzierte Diäten bilden dabei die Basis, wobei eine Reduktion um 500-750 kcal pro Tag empfohlen wird. Die mediterrane Ernährung hat sich als besonders wirksam erwiesen, da sie reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten ist. Intervallfasten-Methoden wie die 16:8-Methode können zusätzlich den Stoffwechsel ankurbeln und die Gewichtsabnahme unterstützen. Eine professionelle Ernährungsberatung durch zertifizierte Diätologen hilft dabei, individuelle Ernährungspläne zu erstellen und langfristige Erfolge zu sichern.
Regelmäßige körperliche Aktivität ist unverzichtbar für eine erfolgreiche Gewichtsreduktion. Eine Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining optimiert den Kalorienverbrauch und erhält die Muskelmasse. Physiotherapeutische Unterstützung ist besonders bei stark übergewichtigen Personen wichtig, um Gelenkschäden zu vermeiden. Bereits die Steigerung von Alltagsaktivitäten wie Treppensteigen oder kurze Spaziergänge kann den Grundumsatz erhöhen und den Einstieg in ein aktiveres Leben erleichtern.
Ein Arztbesuch wird dringend empfohlen, wenn der BMI über 30 kg/m² liegt oder bereits bei einem BMI über 25 kg/m² in Kombination mit Begleiterkrankungen. Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck, Schlafapnoe oder erhöhte Cholesterinwerte erfordern eine medizinische Betreuung. Auch wenn Selbstbehandlungsversuche über mehrere Monate erfolglos bleiben, sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden.
In Österreich stehen spezialisierte Adipositas-Ambulanzen in Wien, Graz, Salzburg und anderen Städten zur Verfügung. Diese bieten multidisziplinäre Programme mit Ärzten, Diätologen, Psychologen und Physiotherapeuten. Bei schwerer Adipositas können chirurgische Optionen wie Magenband oder Magenbypass in spezialisierten Zentren durchgeführt werden.
Erfolgreiche Prävention beginnt bereits im Kindesalter durch gesunde Ernährungsgewohnheiten und regelmäßige Bewegung. Familiäre Unterstützung spielt dabei eine entscheidende Rolle, da gemeinsame Mahlzeiten und Aktivitäten das Risiko für Übergewicht reduzieren. Verhaltensmodifikation durch bewusstes Essen und Stressmanagement sind weitere wichtige Bausteine der Prävention.
Langfristiger Erfolg erfordert realistische Zielsetzungen von 0,5-1 kg Gewichtsverlust pro Woche. Regelmäßige Kontrollen beim Arzt oder Ernährungsberater helfen dabei, den Fortschritt zu überwachen und Anpassungen vorzunehmen. Zur Rückfallprophylaxe gehören: